Juli 2022
Ein vielversprechendes Anwendungsgebiet im Rahmen der Blockchain sind sogenannte Smart Contracts. Was sich dahinter verbirgt, erfahren Sie im zweiten Teil unserer Serie zur Blockchain.
Ein Smart Contract ist im Grunde ein Computerprogramm in einer Blockchain, welches durch Wenn-Dann-Anweisungen bestimmte Parameter abfragt, die für die Ausführung einer Transaktion erforderlich sind. Alle Beteiligten müssen sich einig sein, welche und wie viele Parameter benötigt werden, um sicherzustellen, dass die Voraussetzungen für die Ausführung einer Transaktion wirklich gegeben sind. Zudem müssen sie festlegen, wie diese Parameter genau abgefragt und in der Blockchain abgebildet werden können. Diese Prozedur muss nur einmal definiert werden und wird dann auch für folgende Transaktionen genutzt. Der Smart Contract wird meist durch vorhandene Webformulare oder Vorlagen erzeugt, kann aber auch direkt von einem Programmierer erstellt werden. In welchem Umfang solche Abfragen definiert werden können, wird von der jeweiligen Blockchain vorgegeben. Die Bitcoin-Blockchain lässt beispielsweise nur recht einfache Operationen zu, bei Hyperledger hingegen lässt sich ein Smart Contract quasi frei programmieren.
Eine einfache Form eines Smart Contracts, allerdings ohne Blockchain, kennen wir alle seit vielen Jahrzenten: Ein Getränkeautomat. Die Bereitstellung der zu zahlenden Summe in Form von Bargeld oder EC- beziehungsweise Kreditkarte reicht aus, um den Kaufvertrag für ein Getränk mit sofortiger Lieferung abzuschließen. Smart Contracts können für die Zulassung von Fahrzeugen, die automatisierte Auszahlung von Versicherungssummen im Schadensfall oder auch bei Eigentumsübergängen von Gegenständen oder Immobilien sowie beim Handel mit Kryptowährungen und NFTs zum Einsatz kommen.
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Vorteile gegenüber herkömmlichen Verträgen
Da bei einem Smart Contract alles automatisiert abläuft, entstehen keine Übertragungsfehler, was bei der Erfassung von papierbasierten Dokumenten leicht passieren kann. Zudem geht die Vertragsabwicklung deutlich schneller: Sind alle nötigen Daten vorhanden und korrekt, wird die Transaktion ausgeführt und in der Blockchain abgelegt. Da die Information zur Transaktion von allen einsehbar sind und überprüft werden, kann niemand die Daten zu seinem Vorteil manipulieren. Gegen Angriffe von Hackern auf die gespeicherten Daten hilft zum einen die Verschlüsselung und zum anderen die Verkettung aller Datensätze als Distributed Ledger. Um einen Datensatz zu manipulieren, müsste die gesamte Kette verändert werden, was kaum möglich ist. Als weiterer Vorteil sind bei Smart Contracts keine Vermittler wie Banken, Notare und Zwischenhändler erforderlich, was die Komplexität und die Kosten der Transaktionen massiv reduziert.
Nachteile gegenüber herkömmlichen Verträgen
Bei Fehlern in Smart Contracts ist es kaum möglich, diese zu aktualisieren, da dadurch die gesamte Integrität der bisher über diesen Smart Contract ausgeführten Transaktionen verloren ginge. Auch die juristische Verantwortlichkeit ist derzeit noch nicht vollständig geklärt. Verliert beispielsweise ein Teilnehmer durch einen Programmierfehler in einem Smart Contract Geld, muss zunächst geklärt werden, wie und von wem der Geschädigte sein Geld zurückfordern kann, da es ja keine zentrale Instanz gibt. Dies ist bei herkömmlichen Transaktionen über eine Bank oder einen Notar natürlich etwas einfacher, weil diese als Vermittler für Fehler in den Verträgen haftbar gemacht werden können.
Zudem ist es in Deutschland rechtlich noch nicht vollständig möglich, Verträge nach der Prüfung von Bedingungen automatisch erfüllen zu lassen, da die Gesetzeslage noch nicht angepasst wurde und oftmals noch Eingriffe von Menschen erforderlich sind. Diese Probleme tragen mit dazu bei, dass Smart Contracts noch nicht flächendeckend akzeptiert sind – werden die Erfolgsgeschichte aber langfristig nicht aufhalten können.